Camilla und Daniel erwecken den Scheunentanz zu neuem Leben

Ein stiller Waldhof am See Multen. Ein altes Tanzparkett, das jahrzehntelang geruht hat. Und zwei Menschen, die mehr sahen als nur Holz und Erinnerungen – sie sahen eine Chance.

Camilla Bergström und Daniel Holm hatten eigentlich alle Hände voll zu tun. Beide mit Vollzeitjobs, Alltagsleben und einem Hof, der gepflegt werden musste. Aber die Scheune, die große alte Tanzscheune auf dem neu gekauften Grundstück, wollte nicht still sein. Sie flüsterte von Abenden mit 1200 Gästen, von Tanzbands, die unter den Sternen spielten, und von Jugendlichen, die über den Seeweg hineinschlichen.

Und Camilla und Daniel hörten zu.

Als sie ein altes Programmheft im Taschenformat aus den 1980er-Jahren fanden, mit einer Premiere am 24. Mai – genau dem Datum, an dem sie die Wiedereröffnung planten – fühlte es sich fast wie ein Zeichen an. „Löcknamon Loge 2.0“ nannten sie es fortan.

Daniel, der im Nachbardorf Gålsjö aufgewachsen ist, erinnert sich genau daran, wie der Klang der Feste an Sommerabenden bis nach Hause reichte. Eine der meist erzählten Familiengeschichten ist die, als sein Vater in Eile zum Scheunentanz radeln wollte, aber versehentlich die falsche Tasche mitnahm – eine mit Windeln statt mit Getränken. Eine Anekdote, die seit Jahrzehnten am Küchentisch weiterlebt.

Camilla und Daniel merkten schnell, dass sie mit ihren Erinnerungen nicht allein waren. Fast jeder in der Umgebung hatte etwas über die Scheune zu erzählen. Über die Tänze ihrer Eltern. Über eine Sommerromanze. Über jugendliche Streiche. Ein Sommernachbar, der zufällig während des Interviews vorbeikam, erzählte begeistert, wie er als Teenager Spuren im Schilf fand – von Gästen, die sich über den See eingeschlichen hatten – und von der besonderen Stimmung, die über dem Hof lag, wenn es Zeit für den Scheunentanz war.

Und dann war da noch die Geschichte von jemandem, der während der Feier den benachbarten Stall öffnete und die Schweine freiließ. Eine alkoholgeschwängerte Idee, die in einer wilden Jagd endete – und in einer weiteren Geschichte, die man nicht vergisst.

Gunborg und Ragnar Luthman beim Scheunentanz in der Löckna-Scheune. Archivbild des Heimatvereins Lerbäck.

Doch was Camilla und Daniel vor allem dazu bewegte, es zu wagen, war das Gefühl, dass hier etwas Wertvolles verborgen lag – etwas, das neues Leben verdient hatte.

Sie seien ein Team, sagen sie selbst. Camilla ist diejenige, die Ideen fliegen lässt, Daniel derjenige, der sie auf ein solides Fundament stellt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn einen Großteil der neuen Einrichtung der Scheune hat Daniel selbst gesägt, wiederverwertet und vom Hof gerettet: Tischplatten aus hofeigenem Holz, eine Bar aus alten Stämmen, die aus dem Grund des Multen gezogen wurden, Tanzboden repariert mit Brettern aus den abgelegenen Ecken der Scheune.

Die alten Schilder von Unternehmen aus Askersund hängen noch am Zaun in der Scheune.

Und obwohl sie Neulinge in der Eventbranche sind, haben sie sich mit Neugier und Mut hineingeworfen. „Man muss sich trauen“, sagt Camilla mit einem Lächeln. „Am Samstagmorgen vor dem Fest, wenn alles vorbereitet wird – da kribbelt es! Aber wir machen das zusammen, und wir haben Freunde, Verwandte und Nachbarn, die helfen. Das macht den ganzen Unterschied.“

Die Wiederbelebung des Scheunentanzes ist zu einem Herzensprojekt geworden. Sie möchten einen Festplatz schaffen, an dem sich Generationen begegnen können – mit Tanz für alle, die wollen, aber auch mit Essen, Kaffee, Gemeinschaft und Landleben. Die Vision ist ein familiärer Scheunentanz, bei dem man sich willkommen fühlt – unabhängig von Alter oder Tanzerfahrung.

Und der Plan für die Zukunft? Volksfeste mit verschiedenen Themen. Vielleicht Rockabilly, Country, 90er oder etwas völlig Unerwartetes. Sie probieren sich aus – mit Respekt vor dem Alten und Neugier auf das Neue. Und schon jetzt sprechen Nachbarn davon, mit Heuwagen zu kommen – genau wie früher.

Für Camilla und Daniel geht es darum, etwas zurückzugeben. Einen Ort mit Geschichte zu bewahren – und neue Geschichten zu schaffen, die weitergetragen werden. Mit Löcknamon Loge 2.0 kehrt der Scheunentanz zurück – nicht als Kopie der Vergangenheit, sondern als neue Tradition, tief verwurzelt in derselben Erde.